Post by SkyFX on Jun 16, 2009 13:06:53 GMT 1
www.0800tandems.de/cms/fallschirmspringer/sicherheit/waehle-die-richtige-fallschirmgroesse-scott-miller.html
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Welche Größe sollte meine neue Kappe haben? Teil 1
Autor: Scott Miller
Jeder, der mehr als eine Handvoll Sprünge im Jahr macht, wird sich diese Frage irgendwann einmal stellen. Fast jeder Springer steigt im Laufe seiner Karriere mindestens einmal, wenn nicht mehrmals, auf eine andere Kappengröße um, daher ist es wichtig die richtige Antwort zu finden, wenn Du Dir einmal diese Frage stellen solltest. Und wenn jemand Dir irgendwann diese Frage stellt, ist es auch wichtig ihm einen guten Rat geben zu können.
Heutzutage springen wir sehr viel kleinere Kappen als noch vor 10 Jahren, und die Einstellung, dass kleiner auch besser ist, ist inzwischen weit verbreitet. Leider entscheiden sich viele Springer aus den falschen Gründen für eine kleinere Kappe, und bereuen dann im Nachhinein ihre Entscheidung. Indem Ihr Euch mit einigen Fakten über Schirmgrößen vertraut macht, und einige verbreiteten Mythen erkennt und versteht, könnt Ihr diesen Fehler vermeiden.
Es ist schwierig sich über die Auswahl einer Kappengröße zu unterhalten ohne die Begriffe „Wingloading" (Flächenbelastung) und „Absprunggewicht" (exit weight) zu benutzen. Das Absprunggewicht ist das Körpergewicht des Springers, das Gewicht der Kleidung, plus beide Schirme und alles andere was man so bei sich hat, wenn man aus dem Flieger springt. Es ist das Gewicht, das deine Kappe letztendlich tragen muss. Das typische Absprunggewicht eines Springers ist ungefähr 10-12kg schwerer als sein reines Körpergewicht.
In diesem Artikel ist das angesprochene Gewicht eines Springers immer das Absprunggewicht.
Wingloading (oder die Wing Load) ist Dein Köpergewicht in Amerikanischen Pfund
(1 Pfund = 0,5kg) geteilt durch die Fläche der Kappenoberseite in Quadratfuß. Wenn zum Beispiel Horst 180 Pfund wiegt, und eine 180 Quadratfuß große Kappe fliegt, wäre sein Wingloading 180 Pfund geteilt durch 180 Quadratfuß, oder ein Pfund pro Quadratfuß, also 1. Würde Horst jetzt auf eine Kappe mit 120 Quadratfuß umsteigen ( auch „downsizing" genannt), wäre sein Wingload 1,5 Pfund pro Quadratfuß (180/ 120 = 1,5).
Ein höheres Wingloading erhöht die Geschwindigkeit eines Schirms. Horst hat jetzt unter seinem 120er im Gegensatz zu seinem 180er eine schnellere Vorwärtsgeschwindigkeit, und eine höhere Sinkgeschwindigkeit. Es ist sogar so, dass sein kleinerer Schirm nicht mehr so langsam fliegen kann, wie sein 180er. Der 120er mag zwar besser starken Gegenwind durchdringen, allerdings wird er wahrscheinlich bei schwachem Wind, oder mit Rückenwind, nicht so weit gleiten wie der 180er.
Der kleinere Schirm wird auch schnellere Kurven fliegen, und in diesen Kurven mehr Höhe abbauen. Horst muss jetzt voraus denken, und wird, falls mal etwas schief geht, weniger Zeit zum reagieren haben. Es mag sein, dass der kleinere Schirm bei der Landung weiter „swoopt," allerdings wird das Timing des Flare (Abfangen des Schirms) schwieriger, und eine verpatzte Landung schmerzhafter. Wenn Horst gut „flaren" kann, wird er vielleicht mehr Spaß beim Landen haben, wenn allerdings seine Landungen noch nie so richtig gut waren, oder wenn er Schwierigkeiten haben sollte, sich an seine neue Kappe zu gewöhnen, werden sich höchstwahrscheinlich seine Landungen verschlechtern.
Manche Aspekte dieses Flugverhaltens werden nicht durch die erhöhte Flächenbelastung,
sondern durch den kleineren Schirm verursacht. Mal angenommen Mark wiegt 190 Pfund, und hat einen Schirm mit 190 Quadratfuß. Der Schirm ist leicht zu handhaben, und landet selbst bei wenig Wind sehr gut. Nehmen wir jetzt mal an, dass Marks Freundin Susi mit 20 Sprüngen sich Ihren ersten eigenen Schirm kaufen möchte. Susi wiegt 135 Pfund, also sagt ihr Mark, dass sie sich einen 135er Schirm kaufen soll. Da ja beide jetzt ein Wingload von 1 haben, sollte der 135 für Susi genau so leicht zu fliegen sein, wie für Mark der 190er.. oder?
Leider wird sich das nicht bewahrheiten. Wie Schirmdesigner John LeBlanc in seinem Seminar über Wingloading erklärt, werden sich Schirme, die eine unterschiedliche Größe haben, unterschiedlich fliegen, selbst wenn sie baugleich sind, und bei gleicher Flächenbelastung geflogen werden.
Ein Grund dafür ist, dass beide Schirme sich durch dieselbe Luft bewegen. Susi ist vielleicht 30% leichter als Mark, und ihr Schirm ist auch 30% kleiner, allerdings sind die Luftmoleküle, durch die sie fliegt, nicht 30% kleiner oder näher zusammen.
Dazu kommt, dass eine kleinere Kappe üblicherweise kürzere Fangleinen hat, was wiederum dazu führt, dass diese schneller reagiert als eine größere Kappe mit gleicher Flächenbelastung. Susi würde eine 135er Kappe als reaktionsfreudig, allerdings auch als weniger fehlerverzeihend empfinden als Mark seinen 190er.
Diese Eigenschaften des Flugverhaltens können sich bei unterschiedlichen Schirmtypen verstärken oder auch abschwächen. Zum Beispiel gleiten Schirme aus Nullgewebe (zero porosity- ZP) normalerweise weiter als Schirme aus F-111 Gewebe. Normalerweise wird ein Nullgewebeschirm eine geringere Sinkrate haben, und leichter zu landen sein, als ein etwas größerer F-111 Schirm. Dieses trifft allerdings nicht mehr zu, wenn der Schirm aus ZP mehr als 20 Quadratfuß kleiner ist.
Um ihren Kunden zu helfen, die richtige Schirmgröße auszuwählen, veröffentlichen Fallschirmhersteller Tabellen, in denen empfohlene Flächenbelastungen nachzulesen sind. Leider werden diesen Empfehlungen oft missverstanden und falsch angewendet.
Das Wort „maximum" wird von zu vielen Springern ignoriert, wenn sie sich das maximale Absprunggewicht anschauen. Viele verstehen dieses als ein empfohlenes maximales Absprunggewicht, manche behaupten sogar, man belaste seinen Schirm zu wenig, wenn man unter dem maximalen Absprunggewicht bleibt.
Technisch gesehen kann ein Schirm nur „Unterbelastet" sein, wenn ein Hersteller ein Mindestabsprunggewicht veröffentlicht. Wenn ein Schirm ein maximales Gewicht von 190 Pfund hat, aber kein ausgewiesenes Mindestabsprunggewicht, gibt es keinen Grund warum ein 135 Pfund schwerer Springer diesen Schirm nicht springen sollte. Es ist sogar so, dass unerfahrene oder einfach nur konservative Springer sich bewusst dafür entscheiden, weit unterhalb des maximalen Absprunggewichts für ihre Kappe zu bleiben.
Öfters sorgt auch für Verwirrung, dass es für sehr unterschiedliche Schirme ähnliche Gewichtsempfehlungen gibt. Nehmen wir einmal an, dass es eine Kappe gibt, die „Floatie" heißt, und eine andere, die wir mal „Zippo" nennen. Das maximale Absprunggewicht für einen 150er Floatie ist 165 Pfund, also ein Wingload von 1,1. Ein 97er Zippo hat das gleiche maximale Absprunggewicht von 165 Pfund, allerdings für ein Wingload von 1,7.
Sollte jetzt also ein 165 Pfund schwerer Springer, der bis dato den 150er Floatie gesprungen ist, und jetzt einen Zippo springen will, sich den 97er besorgen? Höchstwahrscheinlich nicht.
Es ist hierbei wichtig zu verstehen, dass es keine Standardformel gibt, mit der man das Maximalgewicht einer Hauptkappe bestimmen kann. Diese Zahlen spiegeln die Vorstellungen des Herstellers wieder, wie seine Kappe zu fliegen hat, und wer seine Kappe fliegen sollte.
In diesem Beispiel ist der Zippo wahrscheinlich für Springer geeignet, die sehr schnelle und reaktionsfreudige Kappen bevorzugen, und die dazu notwendige Erfahrung und das notwendige Können mitbringen. Ein 97er Zippo kann wahrscheinlich mit einem Wingloading von 1,7 landen, allerdings wird diese Landung erheblich schwieriger zu fliegen sein als eine Landung mit einem 150er Floatie der mit 1,1 beladen ist.
Außerdem haben verschiedene Hersteller abweichende Vorstellungen über Flächenbelastung im Allgemeinen. Ein Hersteller mag der Meinung sein, dass ein Schirm eine große Flächenbelastung braucht um optimal zu funktionieren, während ein anderer glauben mag, dass ein hohes Wingloading nicht notwendig ist.
Wir haben schon festgestellt, dass sich ein 97er in Sachen Flugeigenschaften erheblich von einem 150er unterscheidet. Dieses gilt sogar, wenn die Gewichtsempfehlungen für beide Kappen gleich sind. Auch wenn unserer 165 Pfund schwerer Freund seinen 150er sehr gut fliegt, ist er noch lange nicht für die Anforderungen eines 97ers vorbereitet.
Also bleibt jetzt noch die Frage: Welche Größe sollte meine neue Kappe haben? Im endeffekt kann dir nur eine Person diese Frage beantworten. Und diese Person bist Du selbst.
Als erstes musst Du Dich fragen warum du eine kleinere Kappe fliegen möchtest. Wenn du nur eine schnellere Kappe möchtest, könnte das ein guter Grund sein Dir eine kleinere Kappe zu kaufen. Andere Gründe sind nicht so gut.
Wenn Du Probleme beim Landen hast, und glaubst, dass ein kleinerer Schirm die weiterhilft, dann lies bitte noch einmal den ersten Abschnitt dieses Artikels. Wenn andere Dir sagen, dass Du einen kleineren Schirm fliegen solltest, obwohl Du mit deinem momentanen Schirm zufrieden bist, ist das auch kein guter Grund. Andere müssen deinen Schirm nicht landen, und eine Wahl, die für andere richtig ist, muss für Dich noch lange nicht richtig sein.
Vielleicht möchtest Du auch nur einen kleineren Schirm um bei starkem Gegenwind besser voranzukommen, dass ist auch keine schlechte Wahl, solange Du Dir darüber im klaren bist, dass ein kleinerer Schirm bei wenig Wind schwieriger zu landen sein wird. Dein kleinerer Schirm hilft Dir vielleicht mit deiner Vorwärtsfahrt bei starkem Gegenwind, allerdings wird er Dir nicht das Können und die Erfahrung geben, um bei starken Winden auch sicher zu landen.
Manche Springer träumen von kleineren Schirmen ähnlich wie Motorradrennfahrer über mehr PS träumen. Viele von uns haben schon andere Springer mit kleineren Schirmen über die Landfläche swoopen sehen, die dabei noch schneller waren und weiter geswoopt sind als wir selbst. Also gibt man sich leicht dem Gedanken hin: „Hey, das könnte ich sein! Hätte ich doch bloß so einen Schirm."
Es ist auch einfach zu vergessen, dass die meisten der Besten Kappenpiloten der Welt hunderte, wenn nicht tausende Sprünge auf größeren und trägeren Schirmen haben. Dafür ist Rickster Powell ein gutes Beispiel.
Viele haben Rickster's extreme Landungen in Partick Passe's Film „Antigravity" gesehen. Er ist auch im Passe's neuestem Film „ Crosswind" zu sehen.
„Ich bin froh, dass ich viele Sprünge mit größeren Kappen gemacht habe" sagt Powell. „Du machst es Dir selber unglaublich schwer, wenn Du auf einen richtig kleinen Schirm umsteigst, und dann versuchst zu lernen, wie man swoopt."
Powell, ein Freifall- Kameramann, der ungefähr 180 Pfund wiegt, hat vor über 15 Jahren angefangen, mit einem 180er Spitfire zu swoopen. Nach ein paar hundert Sprüngen auf diesem Schirm, stieg er auf einen 170er PD um. Als dann ZP Kappen auf den Markt kamen, verkleinerte Powell seine Schirmgröße Schritt für Schritt während sein Können wuchs.
Joey Jones, der in den Swoopwettbewerben Daytona 5000 und Caribbean Challenge letztes Jahr den erstn Platz machte, verfolgte einen ähnlichen Pfad. Jones lernte 800 Sprünge lang auf einem Falcon 175, wie man Höchleistungslandungen macht. Wie Powell machte auch Jones über 1000 Sprünge mit manchen seiner Kappen, bevor er auf eine kleinere Größe wechselte.„Wenn du nicht das letzt aus Deiner Kappe herausholst, und dabei die beste Leistung bekommst, die Du von dieser Kappe bekommen kannst, dann gibt es keinen Grund auf eine kleinere Kappe umzusteigen" sagt Jones.
Bevor du beschließt, dich mit Deinem Schirm zu langweilen, sei mit Dir selbst ehrlich über das, was Du noch alles mit diesem Schirm lernen kannst. Ist Dir in letzter Zeit irgendetwas unterm Schirm passiert, das dich überrascht hat? Kannst Du immer und beständig mit wenig Wind stehend landen? Was sind die Ziellandefähigkeiten die Du für deine aktuelle Lizenzkategorie brauchst? Hast Du dir diese Lizenz mit einem Schirm verdient, der größer ist als der, den Du jetzt springst? (Miller nimmt hier Bezug auf die USPA Lizenzkategorien A-D und PRO).
Wenn Du denkst, dass Du bereit bist, auf einen kleineren Schirm umzusteigen, probiere ihn aus, bevor Du ihn kaufst. Du würdest wahrscheinlich auch kein Auto kaufen, dass Du noch nie gefahren bist, geschweige denn ein Haus kaufen, das Du noch nie gesehen hast, also warum dann einen Schirm kaufen, den Du noch nie gesprungen bist?
Obwohl es Sprungplätze gibt, die Demo- oder eine Auswahl an Leihschirmen haben, ist dieses längst nicht auf allen Plätzen der Fall. Manche Hersteller haben allerdings so genannte Demo- Programme, und schicken Dir für kurze Zeit einen Schirm zu, den Du ausprobieren kannst. Und jeder, der versucht Dir einen Hauptschirm zu verkaufen, sollte gewillt sein, Dich ihn ein paar Mal Springen zu lassen, sofern Du ernsthaftes Interesse an dem Schirm hast.
Wenn man auf eine kleinere Kappengröße umsteigt, ist es besser dieses Kappengröße für Kappengröße zu tun, indem man auf jeder Kappengröße ein paar Srünge macht, bevor man auf die nächst kleinere umsteigt. Wenn sich eine Kappe für Dich gut anfühlt, und Du mit Ihrer Leistung zufrieden bist, dann frage Dich, ob Du überhaupt eine noch kleinere Kappe willst oder brauchst.
Wenn Du einen kleineren Schirm ausprobierst, und Schwierigkeiten mit weichen Landungen oder mit Ziellandungen hast, oder Du Dich mit dem Schirm einfach nicht wohl fühlst, dann ist dieser Schirm mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit momentan zu klein für Dich.
Indem Du bei deiner größeren Kappe, die einfacher zu handhaben ist, bleibst, gehst Du ein geringeres Risiko ein, und hilfst Dir selbst, langfristig bessere Kappenflugfähigkeiten aufzubauen.Wenn Du absolut keine Möglichkeit hast, verschiedene Hauptschirme auszuprobieren, bevor Du Dir einen kaufst, sei konservativ. Suche Dir eine Größe aus, die zumindest Deiner letzten Kappengröße ähnlich ist. Vielleicht hast Du dann eine etwas größere Kappe als Du eigentlich wolltest, allerdings ist das besser, als sich mit einer zu kleinen Kappe zu verletzen. Kaufe Dir auch kein Gurtzeug, bevor Du Dich nicht auf eine Kappengröße festgelegt hast. Wenn Du das tust, könntest Du Deine Wahlmöglichkeiten erheblich einschränken.
Fallschirmspringen ist eine hochriskante Sportart. Jeder von uns muss sich entscheiden, welche Risiken er auf sich nimmt, und welchen er ausweicht. Sich die richtige Kappengröße auszusuchen, ist ein wichtiger Teil dieser Entscheidung. Gute Informationen zu finden, und diese mit dem eigenen gesunden Urteilvermögen abzuwägen, kann dir helfen die richtige Entscheidung zu treffen. Quelle: Skydiving Magazine, Volume 20, Number 11, Issue #239, June 2001
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Welche Größe sollte meine neue Kappe haben? Teil 1
Autor: Scott Miller
Jeder, der mehr als eine Handvoll Sprünge im Jahr macht, wird sich diese Frage irgendwann einmal stellen. Fast jeder Springer steigt im Laufe seiner Karriere mindestens einmal, wenn nicht mehrmals, auf eine andere Kappengröße um, daher ist es wichtig die richtige Antwort zu finden, wenn Du Dir einmal diese Frage stellen solltest. Und wenn jemand Dir irgendwann diese Frage stellt, ist es auch wichtig ihm einen guten Rat geben zu können.
Heutzutage springen wir sehr viel kleinere Kappen als noch vor 10 Jahren, und die Einstellung, dass kleiner auch besser ist, ist inzwischen weit verbreitet. Leider entscheiden sich viele Springer aus den falschen Gründen für eine kleinere Kappe, und bereuen dann im Nachhinein ihre Entscheidung. Indem Ihr Euch mit einigen Fakten über Schirmgrößen vertraut macht, und einige verbreiteten Mythen erkennt und versteht, könnt Ihr diesen Fehler vermeiden.
Es ist schwierig sich über die Auswahl einer Kappengröße zu unterhalten ohne die Begriffe „Wingloading" (Flächenbelastung) und „Absprunggewicht" (exit weight) zu benutzen. Das Absprunggewicht ist das Körpergewicht des Springers, das Gewicht der Kleidung, plus beide Schirme und alles andere was man so bei sich hat, wenn man aus dem Flieger springt. Es ist das Gewicht, das deine Kappe letztendlich tragen muss. Das typische Absprunggewicht eines Springers ist ungefähr 10-12kg schwerer als sein reines Körpergewicht.
In diesem Artikel ist das angesprochene Gewicht eines Springers immer das Absprunggewicht.
Wingloading (oder die Wing Load) ist Dein Köpergewicht in Amerikanischen Pfund
(1 Pfund = 0,5kg) geteilt durch die Fläche der Kappenoberseite in Quadratfuß. Wenn zum Beispiel Horst 180 Pfund wiegt, und eine 180 Quadratfuß große Kappe fliegt, wäre sein Wingloading 180 Pfund geteilt durch 180 Quadratfuß, oder ein Pfund pro Quadratfuß, also 1. Würde Horst jetzt auf eine Kappe mit 120 Quadratfuß umsteigen ( auch „downsizing" genannt), wäre sein Wingload 1,5 Pfund pro Quadratfuß (180/ 120 = 1,5).
Ein höheres Wingloading erhöht die Geschwindigkeit eines Schirms. Horst hat jetzt unter seinem 120er im Gegensatz zu seinem 180er eine schnellere Vorwärtsgeschwindigkeit, und eine höhere Sinkgeschwindigkeit. Es ist sogar so, dass sein kleinerer Schirm nicht mehr so langsam fliegen kann, wie sein 180er. Der 120er mag zwar besser starken Gegenwind durchdringen, allerdings wird er wahrscheinlich bei schwachem Wind, oder mit Rückenwind, nicht so weit gleiten wie der 180er.
Der kleinere Schirm wird auch schnellere Kurven fliegen, und in diesen Kurven mehr Höhe abbauen. Horst muss jetzt voraus denken, und wird, falls mal etwas schief geht, weniger Zeit zum reagieren haben. Es mag sein, dass der kleinere Schirm bei der Landung weiter „swoopt," allerdings wird das Timing des Flare (Abfangen des Schirms) schwieriger, und eine verpatzte Landung schmerzhafter. Wenn Horst gut „flaren" kann, wird er vielleicht mehr Spaß beim Landen haben, wenn allerdings seine Landungen noch nie so richtig gut waren, oder wenn er Schwierigkeiten haben sollte, sich an seine neue Kappe zu gewöhnen, werden sich höchstwahrscheinlich seine Landungen verschlechtern.
Manche Aspekte dieses Flugverhaltens werden nicht durch die erhöhte Flächenbelastung,
sondern durch den kleineren Schirm verursacht. Mal angenommen Mark wiegt 190 Pfund, und hat einen Schirm mit 190 Quadratfuß. Der Schirm ist leicht zu handhaben, und landet selbst bei wenig Wind sehr gut. Nehmen wir jetzt mal an, dass Marks Freundin Susi mit 20 Sprüngen sich Ihren ersten eigenen Schirm kaufen möchte. Susi wiegt 135 Pfund, also sagt ihr Mark, dass sie sich einen 135er Schirm kaufen soll. Da ja beide jetzt ein Wingload von 1 haben, sollte der 135 für Susi genau so leicht zu fliegen sein, wie für Mark der 190er.. oder?
Leider wird sich das nicht bewahrheiten. Wie Schirmdesigner John LeBlanc in seinem Seminar über Wingloading erklärt, werden sich Schirme, die eine unterschiedliche Größe haben, unterschiedlich fliegen, selbst wenn sie baugleich sind, und bei gleicher Flächenbelastung geflogen werden.
Ein Grund dafür ist, dass beide Schirme sich durch dieselbe Luft bewegen. Susi ist vielleicht 30% leichter als Mark, und ihr Schirm ist auch 30% kleiner, allerdings sind die Luftmoleküle, durch die sie fliegt, nicht 30% kleiner oder näher zusammen.
Dazu kommt, dass eine kleinere Kappe üblicherweise kürzere Fangleinen hat, was wiederum dazu führt, dass diese schneller reagiert als eine größere Kappe mit gleicher Flächenbelastung. Susi würde eine 135er Kappe als reaktionsfreudig, allerdings auch als weniger fehlerverzeihend empfinden als Mark seinen 190er.
Diese Eigenschaften des Flugverhaltens können sich bei unterschiedlichen Schirmtypen verstärken oder auch abschwächen. Zum Beispiel gleiten Schirme aus Nullgewebe (zero porosity- ZP) normalerweise weiter als Schirme aus F-111 Gewebe. Normalerweise wird ein Nullgewebeschirm eine geringere Sinkrate haben, und leichter zu landen sein, als ein etwas größerer F-111 Schirm. Dieses trifft allerdings nicht mehr zu, wenn der Schirm aus ZP mehr als 20 Quadratfuß kleiner ist.
Um ihren Kunden zu helfen, die richtige Schirmgröße auszuwählen, veröffentlichen Fallschirmhersteller Tabellen, in denen empfohlene Flächenbelastungen nachzulesen sind. Leider werden diesen Empfehlungen oft missverstanden und falsch angewendet.
Das Wort „maximum" wird von zu vielen Springern ignoriert, wenn sie sich das maximale Absprunggewicht anschauen. Viele verstehen dieses als ein empfohlenes maximales Absprunggewicht, manche behaupten sogar, man belaste seinen Schirm zu wenig, wenn man unter dem maximalen Absprunggewicht bleibt.
Technisch gesehen kann ein Schirm nur „Unterbelastet" sein, wenn ein Hersteller ein Mindestabsprunggewicht veröffentlicht. Wenn ein Schirm ein maximales Gewicht von 190 Pfund hat, aber kein ausgewiesenes Mindestabsprunggewicht, gibt es keinen Grund warum ein 135 Pfund schwerer Springer diesen Schirm nicht springen sollte. Es ist sogar so, dass unerfahrene oder einfach nur konservative Springer sich bewusst dafür entscheiden, weit unterhalb des maximalen Absprunggewichts für ihre Kappe zu bleiben.
Öfters sorgt auch für Verwirrung, dass es für sehr unterschiedliche Schirme ähnliche Gewichtsempfehlungen gibt. Nehmen wir einmal an, dass es eine Kappe gibt, die „Floatie" heißt, und eine andere, die wir mal „Zippo" nennen. Das maximale Absprunggewicht für einen 150er Floatie ist 165 Pfund, also ein Wingload von 1,1. Ein 97er Zippo hat das gleiche maximale Absprunggewicht von 165 Pfund, allerdings für ein Wingload von 1,7.
Sollte jetzt also ein 165 Pfund schwerer Springer, der bis dato den 150er Floatie gesprungen ist, und jetzt einen Zippo springen will, sich den 97er besorgen? Höchstwahrscheinlich nicht.
Es ist hierbei wichtig zu verstehen, dass es keine Standardformel gibt, mit der man das Maximalgewicht einer Hauptkappe bestimmen kann. Diese Zahlen spiegeln die Vorstellungen des Herstellers wieder, wie seine Kappe zu fliegen hat, und wer seine Kappe fliegen sollte.
In diesem Beispiel ist der Zippo wahrscheinlich für Springer geeignet, die sehr schnelle und reaktionsfreudige Kappen bevorzugen, und die dazu notwendige Erfahrung und das notwendige Können mitbringen. Ein 97er Zippo kann wahrscheinlich mit einem Wingloading von 1,7 landen, allerdings wird diese Landung erheblich schwieriger zu fliegen sein als eine Landung mit einem 150er Floatie der mit 1,1 beladen ist.
Außerdem haben verschiedene Hersteller abweichende Vorstellungen über Flächenbelastung im Allgemeinen. Ein Hersteller mag der Meinung sein, dass ein Schirm eine große Flächenbelastung braucht um optimal zu funktionieren, während ein anderer glauben mag, dass ein hohes Wingloading nicht notwendig ist.
Wir haben schon festgestellt, dass sich ein 97er in Sachen Flugeigenschaften erheblich von einem 150er unterscheidet. Dieses gilt sogar, wenn die Gewichtsempfehlungen für beide Kappen gleich sind. Auch wenn unserer 165 Pfund schwerer Freund seinen 150er sehr gut fliegt, ist er noch lange nicht für die Anforderungen eines 97ers vorbereitet.
Also bleibt jetzt noch die Frage: Welche Größe sollte meine neue Kappe haben? Im endeffekt kann dir nur eine Person diese Frage beantworten. Und diese Person bist Du selbst.
Als erstes musst Du Dich fragen warum du eine kleinere Kappe fliegen möchtest. Wenn du nur eine schnellere Kappe möchtest, könnte das ein guter Grund sein Dir eine kleinere Kappe zu kaufen. Andere Gründe sind nicht so gut.
Wenn Du Probleme beim Landen hast, und glaubst, dass ein kleinerer Schirm die weiterhilft, dann lies bitte noch einmal den ersten Abschnitt dieses Artikels. Wenn andere Dir sagen, dass Du einen kleineren Schirm fliegen solltest, obwohl Du mit deinem momentanen Schirm zufrieden bist, ist das auch kein guter Grund. Andere müssen deinen Schirm nicht landen, und eine Wahl, die für andere richtig ist, muss für Dich noch lange nicht richtig sein.
Vielleicht möchtest Du auch nur einen kleineren Schirm um bei starkem Gegenwind besser voranzukommen, dass ist auch keine schlechte Wahl, solange Du Dir darüber im klaren bist, dass ein kleinerer Schirm bei wenig Wind schwieriger zu landen sein wird. Dein kleinerer Schirm hilft Dir vielleicht mit deiner Vorwärtsfahrt bei starkem Gegenwind, allerdings wird er Dir nicht das Können und die Erfahrung geben, um bei starken Winden auch sicher zu landen.
Manche Springer träumen von kleineren Schirmen ähnlich wie Motorradrennfahrer über mehr PS träumen. Viele von uns haben schon andere Springer mit kleineren Schirmen über die Landfläche swoopen sehen, die dabei noch schneller waren und weiter geswoopt sind als wir selbst. Also gibt man sich leicht dem Gedanken hin: „Hey, das könnte ich sein! Hätte ich doch bloß so einen Schirm."
Es ist auch einfach zu vergessen, dass die meisten der Besten Kappenpiloten der Welt hunderte, wenn nicht tausende Sprünge auf größeren und trägeren Schirmen haben. Dafür ist Rickster Powell ein gutes Beispiel.
Viele haben Rickster's extreme Landungen in Partick Passe's Film „Antigravity" gesehen. Er ist auch im Passe's neuestem Film „ Crosswind" zu sehen.
„Ich bin froh, dass ich viele Sprünge mit größeren Kappen gemacht habe" sagt Powell. „Du machst es Dir selber unglaublich schwer, wenn Du auf einen richtig kleinen Schirm umsteigst, und dann versuchst zu lernen, wie man swoopt."
Powell, ein Freifall- Kameramann, der ungefähr 180 Pfund wiegt, hat vor über 15 Jahren angefangen, mit einem 180er Spitfire zu swoopen. Nach ein paar hundert Sprüngen auf diesem Schirm, stieg er auf einen 170er PD um. Als dann ZP Kappen auf den Markt kamen, verkleinerte Powell seine Schirmgröße Schritt für Schritt während sein Können wuchs.
Joey Jones, der in den Swoopwettbewerben Daytona 5000 und Caribbean Challenge letztes Jahr den erstn Platz machte, verfolgte einen ähnlichen Pfad. Jones lernte 800 Sprünge lang auf einem Falcon 175, wie man Höchleistungslandungen macht. Wie Powell machte auch Jones über 1000 Sprünge mit manchen seiner Kappen, bevor er auf eine kleinere Größe wechselte.„Wenn du nicht das letzt aus Deiner Kappe herausholst, und dabei die beste Leistung bekommst, die Du von dieser Kappe bekommen kannst, dann gibt es keinen Grund auf eine kleinere Kappe umzusteigen" sagt Jones.
Bevor du beschließt, dich mit Deinem Schirm zu langweilen, sei mit Dir selbst ehrlich über das, was Du noch alles mit diesem Schirm lernen kannst. Ist Dir in letzter Zeit irgendetwas unterm Schirm passiert, das dich überrascht hat? Kannst Du immer und beständig mit wenig Wind stehend landen? Was sind die Ziellandefähigkeiten die Du für deine aktuelle Lizenzkategorie brauchst? Hast Du dir diese Lizenz mit einem Schirm verdient, der größer ist als der, den Du jetzt springst? (Miller nimmt hier Bezug auf die USPA Lizenzkategorien A-D und PRO).
Wenn Du denkst, dass Du bereit bist, auf einen kleineren Schirm umzusteigen, probiere ihn aus, bevor Du ihn kaufst. Du würdest wahrscheinlich auch kein Auto kaufen, dass Du noch nie gefahren bist, geschweige denn ein Haus kaufen, das Du noch nie gesehen hast, also warum dann einen Schirm kaufen, den Du noch nie gesprungen bist?
Obwohl es Sprungplätze gibt, die Demo- oder eine Auswahl an Leihschirmen haben, ist dieses längst nicht auf allen Plätzen der Fall. Manche Hersteller haben allerdings so genannte Demo- Programme, und schicken Dir für kurze Zeit einen Schirm zu, den Du ausprobieren kannst. Und jeder, der versucht Dir einen Hauptschirm zu verkaufen, sollte gewillt sein, Dich ihn ein paar Mal Springen zu lassen, sofern Du ernsthaftes Interesse an dem Schirm hast.
Wenn man auf eine kleinere Kappengröße umsteigt, ist es besser dieses Kappengröße für Kappengröße zu tun, indem man auf jeder Kappengröße ein paar Srünge macht, bevor man auf die nächst kleinere umsteigt. Wenn sich eine Kappe für Dich gut anfühlt, und Du mit Ihrer Leistung zufrieden bist, dann frage Dich, ob Du überhaupt eine noch kleinere Kappe willst oder brauchst.
Wenn Du einen kleineren Schirm ausprobierst, und Schwierigkeiten mit weichen Landungen oder mit Ziellandungen hast, oder Du Dich mit dem Schirm einfach nicht wohl fühlst, dann ist dieser Schirm mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit momentan zu klein für Dich.
Indem Du bei deiner größeren Kappe, die einfacher zu handhaben ist, bleibst, gehst Du ein geringeres Risiko ein, und hilfst Dir selbst, langfristig bessere Kappenflugfähigkeiten aufzubauen.Wenn Du absolut keine Möglichkeit hast, verschiedene Hauptschirme auszuprobieren, bevor Du Dir einen kaufst, sei konservativ. Suche Dir eine Größe aus, die zumindest Deiner letzten Kappengröße ähnlich ist. Vielleicht hast Du dann eine etwas größere Kappe als Du eigentlich wolltest, allerdings ist das besser, als sich mit einer zu kleinen Kappe zu verletzen. Kaufe Dir auch kein Gurtzeug, bevor Du Dich nicht auf eine Kappengröße festgelegt hast. Wenn Du das tust, könntest Du Deine Wahlmöglichkeiten erheblich einschränken.
Fallschirmspringen ist eine hochriskante Sportart. Jeder von uns muss sich entscheiden, welche Risiken er auf sich nimmt, und welchen er ausweicht. Sich die richtige Kappengröße auszusuchen, ist ein wichtiger Teil dieser Entscheidung. Gute Informationen zu finden, und diese mit dem eigenen gesunden Urteilvermögen abzuwägen, kann dir helfen die richtige Entscheidung zu treffen. Quelle: Skydiving Magazine, Volume 20, Number 11, Issue #239, June 2001